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29. August 1923Geburt
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1941Widerstand
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17. April 1945Ermordung der Freundin
Truus wuchs als Kind in großer Armut auf. Nahezu alle drei Monate musste sie mit ihrer Mutter und ihren beiden Geschwistern in eine billigere Wohnung umziehen, weil sie sich die Miete nicht mehr leisten konnten. Sie lebten in einem Arbeiterviertel in der niederländischen Stadt Haarlem.
Trotz der Armut ging es bei Truus zuhause lebendig zu: Sie stritt und lachte mit ihrer jüngeren Schwester Freddie und ihrer Mutter.
Eines Tages wurde Truus’ Mutter sehr krank. Truus musste viele Aufgaben zuhause übernehmen, sich um ihren kleinen Bruder kümmern und die Mutter pflegen. Denn ihr Vater war nicht mehr da – ihre Eltern hatten sich schon früh getrennt.
An Schule war nicht mehr zu denken. Als Truus 14 Jahre alt war, bekam sie ihre erste Arbeitsstelle: Als Hausmädchen sollte sie bei anderen Familien putzen und aufräumen. Diese Arbeit gefiel ihr überhaupt nicht. Wie sie sich davor ekelte, die Nachttöpfe von fremden Leuten ausleeren zu müssen! Einmal schmiss sie sogar mit Absicht einen vollen Nachttopf an die Wand.
Die erste Arbeitsstelle verließ sie bereits nach zwei Tagen: Herumkommandiert und dann auch noch vom Hausherrn belästigt werden? Das ließ Truus sich nicht gefallen! Daraufhin wurde sie gefeuert. Und so kam es, dass sie nacheinander bei 23 verschiedenen Familien arbeitete.
Viel interessanter fand Truus die Dinge, die bei ihr zuhause passierten. Oft schliefen fremde Leute bei ihnen in der Wohnung. Ihre kommunistisch eingestellte Mutter versteckte jüdische Flüchtlinge aus dem Deutschen Reich. Nichts als einen kleinen Koffer besaßen sie. Truus und ihre Schwester Freddie lernten sehr schnell, dass sie keine Namen und Adressen einfach so weitergeben durften. Denn die Fremdenpolizei zeigte jeden an, der deutschen Flüchtlingen ohne Aufenthaltsgenehmigung half.
»›Hört mal, Mädchen. Ihr müsst heute Abend, ungefähr um neun, ein Brüderchen und ein Schwesterchen abholen, die vor der Polizei versteckt werden müssen.‹ Meine Mutter sprach lauter als sonst. Ich blickte erstaunt auf. ›Warum wir?‹, fragte ich, ›das ist doch eher etwas für dich?‹
›Warum sagst du das so unfreundlich? Du weißt nicht einmal, was ich noch sagen will‹, erwiderte meine Mutter. Ich zuckte die Schultern. Wo ich doch gerade so gemütlich beim Lesen war! Ich blickte zu meiner Schwester, die damit beschäftigt war, ein Kleid zu nähen. […]
Freddie und ich hatten uns gerade an diesem Tag gewaltig gezankt. Ich hatte mir vorgenommen, tagelang nicht mehr mit ihr zu sprechen. Jetzt ließ sich das natürlich nicht umgehen, wenn wir gemeinsam loszogen. Meine Mutter bemerkte unseren Widerwillen. ›Was habe ich für sozial empfindende Kinder!‹ sagte sie böse. ›Wisst ihr denn, was es bedeutet, fortgejagt zu werden? Immer wieder bei anderen Menschen untergebracht zu werden? Ohne Eltern …, bei Menschen, denen es eigentlich lästig ist, dass man da ist?‹
Wir fühlten uns schuldig, wir wussten, dass sie recht hatte. Sie erzählte uns die Geschichte dieser Kinder. Ihre Eltern waren noch in Deutschland. Sie hatte man nach Holland geschickt, damit sie nicht in die Hände der Nazis fielen.
›Denkt mal darüber nach, wie ihr euch ohne mich und ohne euer Brüderchen fühlen würdet«, sagte sie. ›Du kannst dich erst dann einen echten Antifaschisten nennen, wenn du deine dummen Streitereien, deine eigenen Vergnügungen und dein Selbstmitleid vergisst. Wenn du Flüchtlingen wirklich helfen willst.‹
›Ist gut, Mama‹, sagte Freddie.
›Begriffen‹, sagte ich.«
Quelle: Truus Menger (1990): Im letzten Augenblick, Berlin, S. 12.
Und so kam es, dass aus Truus eine echte Widerstandskämpferin wurde.
Die deutschen Besatzer machten sich breit
Mit dem deutschen Angriff auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Aus den Zeitungen und Gesprächen wurde Truus immer klarer, dass die Lage brenzlig war: Nach und nach griffen die Deutschen ihre Nachbarländer an. Die Niederlande verhielt sich in diesem Krieg neutral. Deswegen rechneten sie nicht damit, von der Wehrmacht angegriffen zu werden. Doch in der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1940 war es soweit: Der Krieg erreichte auch die Niederlande. Viele Städte wurden von deutschen Fliegern bombardiert. Am schlimmsten traf es die Stadt Rotterdam, sie wurde regelrecht dem Erdboden gleich gemacht. Doch auch Truus’ Heimatstadt blieb nicht von den Angriffen verschont:
Vier Tage lang flogen Bomben auf Haarlem. Das Viertel, in dem Truus noch vor einigen Wochen mit ihrer Familie gewohnt hatte, wurde komplett zerstört und viele Menschen starben. Jetzt wurde Truus richtig wütend. Was fiel den Deutschen ein, ein friedliches Land zu überfallen? Sie wollte etwas gegen diese Ungerechtigkeit unternehmen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Freddie beschloss die 17-Jährige, Flugblätter zu verteilen, in denen die Niederländer/-innen aufgefordert wurden, sich gegen die deutschen Besatzer zu wehren.
Anpassen? Mitmachen? Widersetzen?
Anpassen, Mitmachen oder Widersetzen? Vor dieser Frage standen viele Menschen in den Niederlanden.
Hier kannst du ein Video des Widerstandsmuseums Amsterdam anschauen, das sich mit der gleichen Frage beschäftigt: Der Film stellt die Frage, wie sich ganz normale Menschen unter der Besatzung verhalten haben. Sie alle standen vor der Entscheidung: Anpassen, mitmachen oder widersetzen?
Einige teilten die Ansichten der Nationalsozialisten und wurden Mitglied in der niederländischen Nationalsozialistischen Partei. Sie sagten es weiter, wenn sie von verbotenen Aktivitäten etwas mitbekamen. Sie verrieten Verstecke von Untergetauchten. Sie hofften, Nutzen aus der aktiven Zusammenarbeit mit den Besatzern zu ziehen oder Karriere zu machen.
Viele Menschen bemühten sich einfach, so gut es ging, wie immer weiterzuleben. Sie passten sich an. Sie befolgten die Gesetze der Besatzer und versuchten, möglichst nicht aufzufallen. Sie mischten sich lieber nicht ein, denn sie fanden, das alles betraf sie nicht direkt.
Andere, wie Truus und ihre Freund/-innen, wollten sich nicht einfach so anpassen und dabei zusehen, wie tausende Menschen grundlos eingesperrt, verschleppt und ermordet wurden. Sie wollten in Freiheit leben und versuchten – trotz der Gefahr – etwas gegen die Nationalsozialisten zu unternehmen. Sie handelten auch aus politischer Überzeugung, denn die Schwestern waren Kommunistinnen. Und die Kommunist/-innen waren mit den Anhänger/-innen des Nationalsozialismus verfeindet.
Truus’ Mutter half jüdischen Flüchtlingen
Truus’ Mutter war Kommunistin. »Solidarität muss immer sein!« war ihr Motto. Schon als Kind war Truus bei Demonstrationen dabei. Rote Fahnen wurden geschwenkt und Sprechchöre gerufen, um gegen die große Arbeitslosigkeit in den Niederlanden zu protestieren.
Nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Deutschen Reich begann die Familie, Geflüchtete und Untergetauchte bei sich aufzunehmen. Denn die Geflohenen hatten keine Einreisegenehmigung oder Aufenthaltserlaubnis für die Niederlande – sie waren illegal im Land. Falsche Pässe und etwas zu essen waren überlebenswichtig.
Truus half, wo sie nur konnte: In Schwimmbädern, auf Konzerten oder auf dem Markt stahl sie Ausweise, damit die deutschen Flüchtlinge sich tarnen konnten. Als deutsche Truppen 1940 die Niederlande besetzten, wurde es für niederländische Jüdinnen und Juden ebenfalls brenzlig. Nun tauchten auch sie unter und versuchten, sich in Verstecken vor der Verfolgung zu schützen.
Massenweise Verhaftungen von Juden und Jüdinnen – das ging Vielen zu weit
Im Februar 1941 kam es in den Niederlanden zu gewalttätigen Ausschreitungen gegenüber der jüdischen Bevölkerung. Etwa 400 jüdische Männer wurden von den deutschen Besatzern verhaftet.
Vielen Niederländer/-innen ging das zu weit. Auch Truus und ihre Freund/-innen waren empört. Mit vielen anderen Menschen riefen sie zum Streik auf, um gegen das brutale Vorgehen zu protestieren.
Tausende legten ihre Arbeit nieder, die städtischen Betriebe standen still, die öffentlichen Verkehrsmittel fuhren nicht mehr, viele Geschäfte waren geschlossen.
Die deutschen Besatzer ließen sich diesen Aufstand nicht gefallen. Sie schlugen den Protest gewalttätig nieder, es gab Tote und Verletzte. Der Streik wurde schon nach einem Tag blutig beendet. Dennoch war er ein Zeichen – die Niederländer/-innen leisteten Widerstand! Doch die Reaktion der Deutschen ließ nicht auf sich warten. Sie griffen fortan härter durch und versuchten, die Menschen einzuschüchtern und zu unterdrücken. Viele Niederländer/-innen wollten nicht auffallen und folgten ihren Anweisungen. Doch Truus sah das anders – sie wollte sich wehren.
Eines Tages stand ein gut aussehender junger Mann vor Truus’ Haustür und wollte mit ihr sprechen. Sie hatte ihn noch nie in ihrem Leben gesehen, aber es war schnell klar, dass er sie für die Arbeit in einer kommunistischen Widerstandsgruppe gewinnen wollte.
Als der Mann gegangen war, gab Truus’ Mutter ihr einen Ratschlag, der sie noch lange beschäftigen sollte: »Ich weiß nicht genau, was ihr tun werdet, aber was immer ihr unternehmt: Bleibt menschlich!« Denn Pässe stehlen und Menschen verstecken, das war die eine Sache. Aber sich mit Gewalt wehren? Das war für Truus und ihre Schwester Freddie völlig neu.
Was der Besucher erzählt hatte, klang zum Teil einfach, zum Teil aber auch richtig kompliziert. Die jungen Frauen sollten zunächst andere Niederländer/-innen von der Notwendigkeit überzeugen, Widerstand zu leisten. Das ging ja noch. Aber dann sollten sie auch Brücken sprengen und Züge in die Luft jagen – mit anderen Worten, die Deutschen sabotieren, wo es bloß ging.
Und nicht zuletzt plante die Widerstandsgruppe, Nationalsozialisten und Niederländer/-innen, die mit den Besatzern zusammenarbeiteten, zu töten. Die zum Beispiel ihre Mitbürger/-innen verrieten, die jüdische Menschen versteckten. Diese Kollaborateur/-innen hatten viele Leute auf dem Gewissen. Auch Truus war der Meinung, dass diese Menschen um jeden Preis daran gehindert werden müssten. Aber jemandem das Leben nehmen? Würde es dazu kommen? Würden sie die Möglichkeit haben, sich zu weigern, wenn man es von ihnen verlangte?
Die Schwestern entschieden sich trotzdem dafür, dem Widerstand beizutreten. Sie wollten nicht zu dem schweigen, was in ihrem Land geschah. Doch bevor sie richtig mitmachen konnten, sollten Truus und Freddie lernen, was es bedeutete, in einer illegalen Gruppe zu arbeiten.
Einige Tage später trafen sie sich erneut mit dem Besucher. Er hieß Frans. Er sagte: »Heute Abend könnt ihr beweisen, ob ihr Mut im Leibe habt und für diese Arbeit geeignet seid.«
Zu dritt gingen sie in ein dunkles Wäldchen. Frans erzählte von der Widerstandsgruppe. Dann wollte er plötzlich die Adresse von Karel, einem jüdischen Freund von Truus, haben. Was sollte das denn? Truus wurde misstrauisch. Das Gebot ihrer Mutter kam ihr in den Sinn: »Niemals Adressen weitergeben!« Sie schwieg und ein mulmiges Gefühl beschlich sie.
Plötzlich sprang Frans auf und zückte eine Pistole: »Ihr seid in die Falle gegangen! Ich bin von der Gestapo!«
Truus erschrak. Verdammt, was für ein hinterhältiger Kerl. Jetzt waren sie richtig aufgeschmissen!
Frans sprang auf und zückte eine Pistole
Truus starrte in den Pistolenlauf. Irgendwie Zeit gewinnen… Sie blickte kurz zu ihrer Schwester Freddie. Dann versuchte sie, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu geben: »Zeig uns erstmal deine Papiere!«
Tatsächlich begann der Typ in seiner Tasche zu kramen. Diese Unaufmerksamkeit war ihre einzige Chance. Truus sprang auf ihn los und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Freddie ging ihm direkt an die Kehle. Die beiden Schwestern kämpften wie wild. Truus nahm die Waffe und hielt sie Frans an den Kopf. Der hatte nun selbst Angst um sein Leben: »Hört auf! Das war nur eine Prüfung! Wir wollten testen, ob ihr vertrauenswürdig seid!«
Truus und Freddie hatten gründlich bewiesen, wie mutig sie waren. Zwei echte Widerstandskämpferinnen! Von nun an wurden sie mit vielen unterschiedlichen Aufgaben betraut
Mut kann auch bedeuten, eine Zeitung auszutragen
Die deutschen Besatzer kontrollierten das öffentliche Leben. In den Zeitungen durften nur noch Dinge geschrieben werden, die in ihr Weltbild passten. Negative Bemerkungen über den Kriegsverlauf oder die deutsche Politik waren verboten.
Doch es gab einige verbotene Zeitungen, in denen die tatsächlichen Nachrichten und sogar Informationen über die Aktivitäten des Widerstands abgedruckt wurden. Truus und Freddie verteilten diese Zeitungen in der Stadt. Das war gefährlich – wer dabei gefasst wurde, kam ins Gefängnis.
Wie leisteten Truus und ihre Freund/-innen noch Widerstand?
Im Oktober 1944 saß die Widerstandsgruppe von Truus zusammen. Sie alle hatten auf die Rückkehr ihres Freundes Henk gewartet, doch nun erreichte sie eine traurige Nachricht.
»Gestern hatten wir die niederschmetternde Nachricht erhalten: Henk ist tot. Henk de Ronde war neunzehn Jahre alt. Er war der Sohn eines Kapitäns zur See, Student und ein überzeugter Antifaschist. […]
Henk war in die Falle gegangen. […] Henk war beim Haus von Fake Krist umhergeschlichen, einem berüchtigten SD-Mann. Berüchtigt war er wegen seiner unbarmherzigen Verhöre, die mit groben Misshandlungen und Erpressungen verbunden waren. Er schreckte auch nicht davor zurück, Kinder vor den Augen ihrer Eltern zu foltern, wenn diese nicht die gewünschten Informationen preisgaben.
Offenbar war Henk nicht wachsam genug gewesen, denn Krist verhaftete ihn persönlich auf dem Weg neben seinem Haus. […] [Henk riss] […] sich los und floh. Ein Kugelregen bereitete seinem Leben ein Ende.«
Quelle: Truus Menger (1990): Im letzten Augenblick, Berlin, S. 12.
Fake Krist stellte für den gesamten Widerstand eine große Gefahr dar. Er schreckte nicht davor zurück, seine Landsleute an die Deutschen auszuliefern.
Für viele war er nichts als ein mieser Verräter. Er sollte erschossen werden. Diesen Auftrag erhielten Truus und ihre Freundin Hannie. Mit einer Pistole in der Tasche und klopfendem Herzen machten sich die beiden auf den Weg. Die anderen Mitglieder der Gruppe hatten zuvor ausgekundschaftet, wann Krist wo sein würde.
Truus und Hannie waren schon dicht an Krist herangekommen. Da ertönte plötzlich ein Knall. Fake Krist, der eben noch auf seinem Fahrrad saß, lag nun ausgestreckt halb auf der Bordsteinkante und halb auf der Straße. Doch weder Truus noch Hannie hatten ihre Pistole aus der Tasche gezogen.
Ein Mitglied einer anderen Widerstandsgruppe – er wurde »der schwarze Kees« genannt (sein richtiger Name lautet Gommert Krijger) –, hatte aus dem Fenster einer Schule auf Krist geschossen. Auch er wollte den Kollaborateur für immer daran hindern, Widerstandskämpfer/-innen aufzuspüren und zu foltern.
Einen Tag später rächten sich die Nationalsozialisten und ihre Gefolgsleute auf brutale Art und Weise. Sie hatten das Gewehr des »schwarzen Kees« gefunden. Es war in dem Schulgebäude, aus dessen Fenster der Schuss abgefeuert wurde, in einem Klavier versteckt worden. Als Vergeltung wurden vier Häuser angezündet, die um die Schule herum lagen. Die Anwohner/-innen durften außer den Kleidern, die sie an sich trugen, nichts mitnehmen.
Doch damit nicht genug: An der Westergracht, dem Ort, an dem Fake Krist durch Mitglieder des Widerstands ermordet worden war, mussten sich zehn Gefangene aufstellen. Die Gefangenen gehörten alle dem Widerstand an, Truus kannte einige von ihnen. Sie wurden vor den Augen der Bevölkerung erschossen – Truus war auch anwesend und musste alles mit ansehen.
Sie sollte noch öfter erfahren, wie brutal und gnadenlos die Besatzer mit Menschen umgingen.
In die Rolle der Nationalsozialisten schlüpfen?
Einmal, es war im Jahr 1943, bekam Truus die Aufgabe, zwölf jüdische Kinder zu retten. Die Kinder waren zuvor bei Familien versteckt worden, doch es drohte eine Durchsuchung durch die deutschen Behörden. Die Kinder mussten schnellstmöglich an einen sicheren Ort gebracht werden.
Sie sollten erst mit dem Zug fahren, dann weiter auf Booten transportiert werden.
Truus sollte sich als deutsche Krankenschwester des Roten Kreuzes verkleiden und so tun, als würde sie die Kinder im Auftrag des Roten Kreuzes im Zug befördern. Der Zug war voller bewaffneter Nationalsozialisten. Truus fühlte sich zerrissen. Sie tat so, als wäre sie ganz auf der Seite der Deutschen. Doch wie gerne hätte sie einfach mit den Kindern geplaudert oder gespielt!
Plötzlich kam tatsächlich ein deutscher Soldat mit einer Maschinenpistole in das Abteil, in dem Truus mit den Kindern saß. Truus sprang auf und grüßte: »Heil Hitler«. Sie schrie die Kinder an: »Aufstehen! Grüßen!«. Einer der Jungen weigerte sich, den verhassten Hitlergruß zu machen. Truus gab ihm eine schallende Ohrfeige. Sie durften doch auf keinen Fall auffallen. Der Soldat überprüfte die gefälschten Papiere, die Truus dabei hatte. Dann ging er wieder. Truus sah die rote Wange des Jungen, den sie geschlagen hatte. Er starrte sie wütend an.
Truus war verzweifelt: Wieso konnte sie nicht einfach so sein, wie sie war? Sie fühlte sich miserabel. Und es kam noch schlimmer.
Truus wollte die Kinder unbedingt retten
Nach der Zugfahrt sollte die Rettungsaktion der zwölf jüdischen Kinder in Booten weitergeführt werden. Es war schon dunkel und zunächst mussten sie sich alle mitten in der Nacht am Ufer des Flusses, den es zu überqueren galt, im Gebüsch verstecken. Auf der anderen Seite sah man die Lichter der Suchscheinwerfer. Fast die ganze Nacht hockten sie so im Gebüsch. Alle waren müde, hungrig und durchgefroren. Dann endlich bestiegen sie die Boote.
Alles war dunkel, keine Suchscheinwerfer. Doch die Ruder klatschten im Wasser – viel zu laut! Plötzlich waren Truus und die Kinder im Licht von unzähligen Scheinwerfern gefangen. In dieser Bedrängnis sprang der Junge, den Truus zuvor geohrfeigt hatte, auf und schrie: »Schießt doch, verdammte Scheißmoffen!« – und sie schossen. Der Junge stürzte ins Wasser. Durch die Bewegung kam das Boot ins Schwanken. Sie kenterten!
Der Lärm der Maschinengewehre, die Schreie der Kinder, das Gebrüll der Deutschen – alles vermischte sich. Truus versuchte verzweifelt, die Kinder aus dem Wasser zu ziehen – vergeblich. Sie bekam die dreijährige Roosje zu fassen und zog sie aus dem Wasser. Irgendwie schafften sie es, das Ufer zu erreichen, und sich in ein Haus, in dem zufällig hilfsbereite Menschen lebten, zu retten.
Truus und Roosje waren die einzigen Überlebenden dieser missglückten Rettungsaktion.
Truus konnte dieses schlimme Erlebnis nie mehr vergessen. Noch heute schreckt sie nachts auf, weil sie dieser Alptraum immer wieder einholt. Die Hilflosigkeit und der Schrecken sitzen einfach zu tief. Doch damals war sie nicht gewillt, deswegen aufzugeben. Sie wollte weiter kämpfen und versuchen, so viele Menschen wie möglich vor den Nationalsozialisten zu retten.
Truus lebte in ständiger Gefahr
Truus wechselte ständig ihren Schlafplatz, ein festes Zuhause hatte sie nicht mehr. Dabei war sie auch auf die Hilfe und die Verschwiegenheit anderer, oft fremder Leute, angewiesen – immer unter der Gefahr, verraten, gefasst und eingesperrt zu werden.
Dazu kamen auch noch die Auswirkungen des Krieges: Es gab sehr wenig zu essen, und als Untergetauchte war es oft schwierig, an Lebensmittelmarken und somit etwas Essbares heranzukommen. Manchmal musste Truus sogar Tulpenzwiebeln essen, um überhaupt etwas in den Magen zu bekommen.
Niemals durfte Truus zeigen, wie sehr sie all die Ereignisse beschäftigten. Reden war einfach zu gefährlich. Aber immer alles mit sich alleine ausmachen? Das kann auf die Dauer niemand durchhalten.
Wo konnte Truus ihre Sorgen lassen? Es half ihr, zu zeichnen – schon früher hatte sie das gemacht. Beim Zeichnen tankte Truus Energie. Und ihr Talent war auch in der Widerstandsgruppe gern gesehen. Sie fertigte Zeichnungen von den Mitgliedern an – diese ersetzten Fotografien.
Manchmal nahmen die Situationen, in die Truus geriet, eine absurde Wendung, und man konnte nicht anders als lachen – Humor war ein anderes Mittel, mit dem sich Truus über schlimme Situationen hinweg half. Manchmal kriegten sie und Freddie sich gar nicht mehr ein vor Lachen – es tat gut ab und zu alles herauszulassen.
Immer eine andere Rolle
Truus spielte viele verschiedene Rollen, um die Aufträge von Frans auszuführen. Bei Sabotageakten wäre die gleiche Person an unterschiedlichen Orten zu auffällig gewesen. Außerdem waren die Verkleidungen nützlich, um die Pläne in die Tat umzusetzen.
So verkleidete sich Truus zum Beispiel als Deutsche und flirtete mit bestimmten Männern. Auf diese Weise lockte sie Verräter und Nationalsozialisten in den Hinterhalt, wo die anderen warteten, um auf die Männer zu schießen. Dabei kam es vor, dass Truus sich von den Männern anfassen lassen musste – sie durfte schließlich nicht aus ihrer Rolle fallen. Das war ganz schön widerlich!
Manchmal verkleidete sich Truus auch als Junge, um nicht aufzufallen. Dafür musste sie einen männlichen Gang nachahmen und auch tiefer sprechen. Mit ihrer Freundin Hannie mimte sie dann ein Liebespaar, das auf den Straßen weniger auffiel als zwei junge Frauen.
Während des Krieges lebte Truus eine Weile in Enschede, nahe der deutschen Grenze. Dort konnten sie und ihre Schwester Freddie eine Ausbildung zu Pflegerinnen in einem Notkrankenhaus beginnen. Doch auch hier ließ die junge Frau den Dingen nicht einfach ihren Lauf. Gemeinsam mit anderen kommunistischen Widerstandskämpfer/-innen baute sie Brandbomben, um Sabotageaktionen durchzuführen. Die Direktorin des Krankenhauses ahnte, was Truus tat, und bot ihr kurzentschlossen an, Besprechungen in ihrem Büro abzuhalten.
Eines Tages stand eine wildfremde junge Frau im Krankenhaus. Obwohl Truus sie noch nie zuvor gesehen hatte, behauptete sie, ihre beste Freundin zu sein. Truus nahm die junge Frau mit den feuerroten Haaren mit in das Büro der Krankenhausdirektorin. Was wollte dieser Rotschopf von ihr?
»In dem gemütlichen Direktionszimmer nahmen wir einander gegenüber Platz. Freddie setzte sich neben mich. Unter meiner Schürze trug ich in der Tasche meines Uniformrockes eine kleine Pistole. Ich entsicherte sie. ›Wer sind Sie, was sind Sie, was wollen Sie?‹, sagte ich. Ich war aufs äußerste angespannt.
Mir gegenüber saß plötzlich kein verlegenes oder sich unsicher fühlendes Mädchen mehr. Kühl sah sie mich an. Ihre eine Hand steckte in der Tasche, und die andere lag mit geballter Faust auf ihrem Knie. Auch Freddie saß angespannt. Keiner von uns dreien bewegte sich. Wenn sie vom SD ist, muss ich jetzt schießen, dachte ich noch. ›Frans schickt mich‹, sagte sie plötzlich.
›Wer ist das?‹, fragte ich anscheinend überrascht. ›Ja, sehen Sie, Fräulein, äh…?‹ ›De Wit‹, sagte die Rote prompt. ›Nun, Fräulein De Wit, hier kann jeder mit allen möglichen Ausreden hereinkommen. Können Sie sich nicht etwas deutlicher ausdrücken?‹
Zwischen uns entstand wieder tiefes Schweigen. Für einen Moment hatte ich in den Augen des Mädchens einen fragenden Blick gesehen, als überlegte sie: Was jetzt? Die Stille wurde unerträglich. Auf einmal begann ich hemmungslos zu lachen. Erleichtert fielen die beiden anderen ein. Die Rote lachte lauthals. Es war eine solche Befreiung, Tränen zu lachen, dass die erstaunte Direktorin ins Zimmer trat, um nachzuschauen. Schon gut, schon gut, winkte ich ihr zu. Wir trockneten unsere Tränen. Es erwies sich, dass Hannie (so hieß sie) auch ihre Pistole entsichert hatte.«
Quelle: Truus Menger (1990): Im letzten Augenblick, Berlin, S. 12.
Richtig begeistert war Truus zunächst nicht, noch eine Frau in der Gruppe zu haben. Doch bald sollte sich herausstellen, wie wichtig Hannie für die Gruppe und auch für sie war.
Truus und Hannie wurden Freundinnen
Truus und Hannie wurden Freundinnen. Auch wenn sie zunächst feststellen mussten, dass sie aus verschiedenen Welten kamen: Hannie war Studentin und interessierte sich für Literatur und Philosophie. Am liebsten diskutierte sie über hochtrabende Dinge, wie Truus fand. Truus stromerte lieber durch die Gegend. Schule hatte sie nicht so sehr interessiert, sie malte lieber. Eines Tages kam Hannie auf die Idee, Truus und Freddie ein bisschen Englisch und Deutsch beizubringen.
Warum sollen wir die Sprache der Besatzer lernen, dachten sich Truus und Freddie. Doch Hannie war der Meinung, dass Deutsch eine wichtige Sprache sei, eben nicht nur die Sprache der Nationalsozialisten sondern auch die Sprache von Heinrich Heine, Karl Marx und Rosa Luxemburg. Hannie sagte: »Ihr dürft nicht immer alles so schwarzweiß sehen, daran geht die Welt zugrunde«.
So konnte sie Truus überzeugen. Von nun an trafen sich die jungen Frauen regelmäßig und lernten gemeinsam. Dabei hatten sie immer viel Spaß und auch Hannie konnte viel von Truus lernen – es war doch gar nicht so schlecht, noch eine Frau in der Widerstandsgruppe zu haben.
Eine Kneipe bewahrte Truus und Hannie vor der Verhaftung
Einmal gerieten Truus und ihre Freundin Hannie in eine sehr brenzlige Situation. Die beiden waren gerade mit dem Fahrrad hinter einem Verräter her. Sie schossen auf ihn, doch der Schuss traf nicht sein Ziel. Die beiden Frauen wurden außerdem gesehen. Sofort ertönten Polizeisirenen.
Die beiden mussten sich schleunigst etwas einfallen lassen. Sie schlüpften in eine Bar, in der einige Männer saßen. Truus ging zum Tresen und zeigte dem Wirt ihre Pistole. »Hör zu, wir sind auf der Flucht. Ich hoffe du bist einer von den Guten! Wenn jemand fragt: Wir waren den ganzen Vormittag hier und haben Schnaps getrunken!«
Der Wirt spielte das Spiel mit: Hannie und Truus bekamen mit Wasser verdünnten Schnaps, damit sie nach Alkohol rochen. Kurze Zeit später betrat ein Soldat mit einem Gewehr bewaffnet die Kneipe. Er wollte wissen, ob der Wirt zwei Mädchen gesehen hätte, oder ihm irgendetwas aufgefallen sei. »Nur die beiden Schnapsdrosseln da vorne, aber die sind schon seit heute morgen hier und fallen mir auf die Nerven!«
Das war gerade noch einmal gut gegangen!
In die Falle gegangen
Das Leben für Truus und ihre Freund/-innen war sehr gefährlich. Hannie färbte sogar ihre roten Haare schwarz und setzte sich eine Brille mit Fensterglas auf, damit sie nicht erkannt wurde.
Doch es half alles nichts: Eines Tages geriet Hannie in eine Kontrolle von deutschen Soldaten. Sie hatte einige Exemplare der illegalen Zeitung De Waarheid bei sich – das genügte, um sie sofort zu verhaften.
Die Deutschen waren schon lange auf der Suche nach der Frau mit den roten Haaren gewesen. Als sie an Hannies Haaransatz zwischen den schwarz gefärbten Haaren rote Strähnen blitzen sahen, wussten sie, wen sie vor sich hatten. Sofort wurde sie verhaftet und verhört. Als Truus von Hannies Verhaftung hörte, war sie sehr bestürzt – was konnte sie tun?
Truus wollte Hannie befreien
Truus wollte sich unbedingt etwas einfallen lassen. Irgendwie musste Hannie doch zu befreien sein. Sie besprach sich mit einigen Leuten aus der Widerstandsgruppe. Schließlich entschied sie sich für einen aberwitzigen Plan: Verkleidet als Krankenschwester des Roten Kreuzes ging sie zum Weteringschans-Gefängnis, denn sie hatte gehört, dass Hannie dort gefangen gehalten wurde.
Sie hatte ein Paket Wäsche vorbereitet. Falls es nicht klappen würde, Hannie zu befreien, wollte sie ihr zumindest etwas dalassen. Truus und Freddie hatten kleine Ermutigungen auf Zigarettenpapier geschrieben und diese in den Saum der Wäsche eingenäht. Mit einigen anderen Angehörigen anderer Inhaftierte wartete Truus im Gefängnis. Eine Wärterin kam und sie sagte, sie wolle die Wäsche für Hannie Schaft abgeben. »Die ist nicht mehr hier«, sagte die Wärterin nur und Truus sah Hannies durchgestrichenen Namen im Buch der Wärterin.
Truus war bestürzt – alles war umsonst gewesen.
Nach dem Krieg erfuhr Truus, was mit Hannie geschehen war. Am 17. April 1945, knapp drei Wochen vor der Befreiung der Niederlande, wurde Hannie in den Dünen von Bloemendaal vom Kommandanten der deutschen Polizei, Willem M. Ragut, erschossen. Die Frau mit den roten Haaren wurde nur 24 Jahre alt.
Im Mai 1945 wurden die Niederlande von den Nationalsozialisten befreit. Der Krieg war endlich vorbei! Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch Truus fiel es schwer, das Ende des Krieges zu feiern. Zu viele Dinge schwirrten ihr im Kopf herum. Die Ermordung ihrer Freundin Hannie, die zerstörten Straßen, immer noch Hunger und keine anständige Unterkunft – Truus kam alles sehr trostlos vor. Der ganze aufgestaute Kummer überkam sie.
Ihre Jugend erschien ihr verloren, all die Sorgen und die Angst entdeckt, verraten oder ausgenutzt zu werden, waren immer noch in ihr und ließen sich nicht so einfach abschütteln. Doch Truus fand einen Weg, ihren Kummer zu bewältigen: Sie widmete sich der Kunst.
Sie zeichnete, malte und begann auch als Bildhauerin zu arbeiten. So wurde sie schnell als Künstlerin bekannt und heute stehen in vielen Ländern, sogar in Südafrika, Skulpturen von ihr. Sie begann, ihre Erlebnisse als Widerstandskämpferin aufzuschreiben. Später verfasste sie das Buch »Im letzten Augenblick«.
Truus und Freddie waren 17 und 15 Jahre alt, als sie sich dem bewaffneten Widerstand gegen die deutschen Besatzer in den Niederlanden anschlossen. Unter anderen Umständen hätten sie wahrscheinlich eine ganz durchschnittliche Jugend gehabt – sie wären zur Schule gegangen, hätten Zeit mit ihren Freund/-innen verbracht, wären gereist – doch der Krieg hatte alles Alltägliche kaputtgemacht. Truus und Freddie mussten noch einige bittere Erfahrungen machen.
Schwestern halten zusammen
Die beiden Schwestern Truus und Freddie haben immer zusammengehalten, das hat sich nie geändert. Sie halfen sich gegenseitig, wo sie konnten. Als Freddie krank wurde – sie bekam Depressionen – unterstützte Truus sie. Und sie waren immer dabei, wenn es Gedenkfeiern für Hannie Schaft gibt. Sie wollen ihre Freundin nicht vergessen. Deswegen hat Truus ihrer ersten Tochter auch den Namen Hannie gegeben.
Ihre Familie und ihre Freund/-innen gaben Truus und Freddie Halt und Zuversicht. Sie sind ihr Leben lang zwei mutige Frauen geblieben.
»Natürlich vergisst man das nicht. Aber im Vergleich zu anderen hatte ich noch Glück, denke ich. Ich kann malen, Skulpturen machen: Ich bin glücklich. Ich kann mich in der Bildhauerei ausdrücken. Ich konnte die Gefühle der normalen Menschen für die Welt sichtbar machen.
Und an meinem 85. Geburtstag nahm ich mir vor: Ich lasse den Krieg hinter mir, er ist lange vorbei. Es ist ein ganzes Menschenleben lang her. Ich will nur noch schöne Dinge tun, für mich selbst, für mein Leben. Aber ich trage die Wut von damals noch in mir. Ich werde sie nicht los. Ich habe diese traumatischen Erlebnisse nie wirklich überwunden. Das muss ich mir selbst eingestehen. Aber: zum Weinen ist die Nacht da, und am Tage lache ich darüber.«
Wer bestimmt, an wen man sich erinnern darf?
Ein halbes Jahr nach Kriegsende, am 27. November 1945, fand ein Ehrenbegräbnis für Hannie Schaft und 421 andere Widerstandskämpfer/-innen statt. Direkt in den Dünen von Bloemendaal hatte man sich eingefunden, dort, wo der deutschen Besatzer Hannie und andere hinterrücks erschossen hatten. Auch die niederländische Königin Wilhelmina erwies Hannie und den anderen Widerstandskämpfer/-innen ihre Ehre.
Doch nur wenige Jahre später wandelte sich die Stimmung in der Gesellschaft. Viele wollten sich nicht mehr an Hannie und andere kommunistische Widerstandskämpfer/-innen erinnern.
In den 1950er und 1960er Jahren gab es viele Antikommunist/-innen, es war die Zeit des Kalte Krieges. Doch Truus war Kommunistin, deswegen hatte sie Widerstand geleistet. Sollte das auf einmal nichts mehr wert sein?
Der Bürgermeister von Bloemendaal verbot nun sogar das Gedenken an Hannie Schaft. Was sollte das? Nur weil sie eine andere politische Meinung hatten? Truus und ihre Freund/-innen wurden richtig wütend. Sie hatten fünf Jahre lang für die Befreiung der Niederlande gekämpft und so Einiges auf sich genommen. Und jetzt sollten sie noch nicht einmal ihrer Toten gedenken dürfen? Was für eine unglaubliche Frechheit!
Verbot hin oder her. Nicht nur Truus, sondern auch etwa 5000 ehemalige Widerstandskämpfer/-innen, Jugendliche und Kommunist/-innen organisierten am 27. November 1951 trotzdem in den Dünen von Bloemendaal eine große Gedenkfeier.
Ein Denkmal für Hannie
Diese Skulptur wurde nach dem Krieg zur Erinnerung an Hannie errichtet. Die Statue, die »Frau im Widerstand« heißt, hat Truus selber entworfen. Denn wer war besser geeignet, ein Denkmal für Hannie zu entwerfen, als ihre damalige Freundin Truus?
Im November 1982 wurde die Statue im Beisein der niederländischen Prinzessin in Haarlem enthüllt und erinnert noch heute an den mutigen Widerstand von Hannie Schaft.
Mache einen Rundgang durch Truus' Atelier
Mitarbeiterinnen der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas haben Truus in Haarlem besucht und sie interviewt. Sie hat ihnen auch ihr Atelier gezeigt und einige ihrer Kunstwerke vorgestellt.
Mit dabei war der Architekt und Kameramann Fred Plassmann, der daraus einen Film gemacht hat, den du hier ansehen kannst.